Es ist Sonntag, es ist heiß. Dennoch tummeln sich 16 große und kleine Hunde unten den wachsamen Augen ihrer Besitzerinnen und Besitzer auf dem Hundesportplatz des Kluge Hunde e.V. in Beelitz. Vor dem Tor der Hundeschule steht ein Bus der regiobus Potsdam Mittelmark. Er steht im Mittelpunkt des heutigen Trainings - zum Verhalten in einem Linienbus.
Was so einfach klingt, ist für die Vierbeiner eine aufregende Sache. Umso wertvoller ist es für alle Beteiligten, wenn die Situation im Bus in entspannter Umgebung geprobt werden kann, bevor die erste richtige Linienbusfahrt auf dem Programm steht.
Nun heißt es aber erst einmal: „Welcher Hund ist noch nicht an einen Maulkorb gewöhnt?“ Vereinsvorsitzender Uwe Zimmermann leitet das Training. Gerade die Welpen sind hier noch nicht so weit. Für alle anderen gibt es vor Ort noch Maulkörbe zur Leihe und man lernt: Stoffmaulkörbe sind gerade im Sommer eine Gefahr für den Hund, da er das Maul nicht zum Hecheln öffnen kann.
Im Linienbus herrscht Maulkorbpflicht, es sei denn, man hat seinen Hund in einem geeigneten Behältnis dabei. Für die Welpen wird heute eine Ausnahme gemacht, denn zu viel Neues würde sie überfordern – bei aller Liebe zu ihren Herrchen und Frauchen.
Auf geht es zum Bus. Er wird von den Fellnasen erst einmal von allen Seiten beschnuppert – Reifen, Karosserie, so nah darf Hund selten an ein Fahrzeug. Dann: Einsteigen bitte! „Da ist so ein Kasten, ein komischer, der riecht neu und da soll ich rein?“, scheint so mancher Vierbeiner zu denken und zweifelt selbst am Frauchen welches so mutig voranging. So dauert es gerade bei den Welpen doch etwas länger in das fremde Gefährt einzusteigen. Die Kleinen ist man zudem versucht einfach unter den Arm zu nehmen, das würde aber den Lerneffekt verderben. Die Hunde sollen alles selbst entscheiden, selbst erkunden, für sich durchleben, um für spätere Situationen gewappnet zu sein.
Herr Zimmermann ist froh: Alle haben selbständig den Bus betreten. Beim Training im letzten Jahr habe es einen Verweigerer gegeben, der partout nicht einsteigen wollte, berichtet er.
Dann der zweite „Schock“ – die Türen schließen und der Boden beginnt zu wackeln! Hier zeigt sich der Charakter des Hundes: Versucht zu fliehen, versteckt er sich unten dem Sitz, beginnt er ängstlich zu fiepen? Es ist eine Ausnahmesituation für die Tiere, die von den Herrchen und Frauchen gemeinsam mit ihnen gemeistert werden muss. „Reden sie ruhig auf ihren Hund ein, streicheln sie ihn sanft, beruhigen sie ihn“, so das Mantra vom Trainer Zimmermann. „Der Hund muss für sich lernen, mit der Situation umzugehen“.
Er empfiehlt auch, die Tiere auf dem Boden zu lassen und nicht auf den Schoß zu nehmen. Das vermeintlich liebevollere Verhalten hat zwei Nachteile: Die Tiere sehen in ihrer Sichthöhe viele fremde Menschen und lernen eben nicht, selbstständig mit der Situation fertig zu werden, zu erleben, dass keine Gefahr besteht. Auf dem Boden sehen sie hingegen nur Beine und im Zweifel andere Hunde, was für sie weniger beängstigend ist. Bei der nächsten Busfahrt werden sie von der Erfahrung profitieren.
Sandra Huyoff-Leppek ist mit im Bus. Auch sie stellt sich den Ängsten – hat aber keinen Hund. Zusammen mit ihrer Bekannten will sie das Training nutzen, um ihre Angst vor den Vierbeinern abzubauen. „Ich beobachte, um zu lernen, was ist Spiel und was Ernst“, erklärt sie. Im Bus habe sie weniger Angst, auch wegen dem Maulkorb, den die Tiere tragen müssen. Auf offener Straße sei dies schon anders.
Samantha Neuhäußer und Pascale Otto sind schon das 2. Mal mit ihren vierbeinigen Freunden Aya und Charlie dabei. Ihre beiden Hunde aus Tierschutzprogrammen seien heute schon viel mutiger als beim ersten Mal. Sie absolvierten gleich noch ein besonderes Vertrauens-Training: Herrchen und Frauchen ließen sie am Platz kurz zurück und fuhren eine Busrunde ohne sie. Aya und Charlie meisterten es mit Bravour.
Mit vielen neuen Erfahrungen geht das Training für Mensch und Tier nach einer guten Stunde dem Ende zu. Wer mag, kann noch einmal zurück auf den Sportplatz, um die kleinen Helden nochmal miteinander austoben zu lassen. Es war eine gut investierte Zeit. Herr Zimmermann ist sich sicher, dass sie dieses Training gern wieder anbieten werden. Vielleicht sogar noch einmal in diesem Jahr.
Die Regeln zur Nutzung des ÖPNV im VBB sind in den VBB-Beförderungsbedingungen festgelegt.
Für Hunde gilt:
- Es gibt eine Maulkorb- und Leinenpflicht.
- Für den Hund benötigt man einen Fahrausweis im Ermäßigungstarif.
- Inhaber von 24-Stunden-Karten bzw. Tageskarten, 24-Stunden-Karte Kleingruppe und Inhaber von Zeitkarten dürfen einen Hund kostenlos mitnehmen. Für jeden weiteren Hund benötigt man jeweils einen Fahrausweis zum Ermäßigungstarif.
- Kleine, bis katzengroße Hunde können in geeigneten Behältnissen auch ohne zusätzlichen Fahrausweis mitgenommen werden.
Was selbstverständlich sein sollte und auch aus § 11 der Beförderungsbedingungen ableitbar ist, ist die Beförderung des Tieres auf dem Boden oder dem eigenen Schoß und nicht auf einem Sitzplatz, um Verschmutzungen zu vermeiden.
Das ist auch bei Transportbehältern zur Sicherheit der Tiere und für den Sitzplatz für andere Fahrgäste das beste und selbstverständliche Verfahren.
Zu den gesamten Beförderungsbedingungen.